Querfurt 1776
Tobias Querfurt, Handbuch für die Mahler, oder Auszüge aus Gerards de Lairesse, großem Mahlerbuche nebst dergleichen aus der Idée du Peintre Parfait den Kunstbeflißnen sowohl, als den Liebhabern gewidmet, Prag [Felician Mangoldt und Sohn] 1776.
Vorbericht.
Obwohl verschiedene Bücher allerley Gattung vorhanden sind, aus denen man die Mahlerey sowohl ihren Anfangsgründen, als ihren ganzen Umfange nach, zu erleren, Gelegenheit haben könnte; So ist doch jenes, welches Gerhard de Lairesse unter der Auffschrift: das große Schilderbuch den Liebhabern dieser Kunst hinterlassen, um deswillen, weil eine geprüfte Untersuchung eben so viel, als eine unverdroßne vielfache Handanlegung daran Antheil haben, wohl nicht da geringste.
Da aber dieses Werk nicht allein in der holländischen Ursprache, sondern auch in der deutschen Uebersetzung, der angeführten vielen Erklärungsbeyspiele wegen, so weitläufig ausgefallen, daß man Ursache zu vermuthen hat, daß vielleicht wenige Liebhaber solches ganz durchgelesen, noch wenigere aber recht begriffen haben möchten: hingegen so viel Lehrendes und schönes enthält, daß es zu bedauren wäre, wenn ein so vortrefliches Werk, wo nicht gar in Vergessenheit zu gerathen, wenigstens ohne gemeinnützigen Gebrauche zu verbleiben, das Unglück hatte. So hat man geglaubt, sich um die Mahlerey nicht unverdient zu machen, wenn man dasselbe in getreusten Auszügen, nicht so sehr den Liebhabern dieser Kunst, als vielmehr den Mahlern selbst zur Belehrung – Ausübung und Nachfolge, gleichsam von neuen, mitzutheilen, sich die Mühe nähme.
Gleichwie alle mögliche Sorgfalt dahin gerichtet ist, damit keine Anmerkung, keine nothwendige Erklärung, kein sonst erleuchtender Umstand außer Acht gelassen werde: folglich gegenwärtiges kleine Buch an Unterricht, an Anweisung und Lehre eben soviel in sich enthält, als das große Original; so schmeichelt man sich einer günstigen Aufnahme um so mehr, als man Künstlern und Kennern hierdurch Mittel an die Hand zu geben glaubet, ihre Kenntnisse und Wissenschaften um so leichter zu erweitern.
Und da kein anderes Absehen dabey gewesen, als vornehmlich Mahlern manchesmal nöthige, jederzeit aber unvergeßliche Erinnerungen an die Hand zu geben; bey diesen aber vorausgesetzet werden muß, daß sie des Zeichnens, allen dazu erforderlichen Abtheilungen und Regeln nach, schon kündig seyn werden; so hat man, nachdem man die in der Zeichenkunst noch unerfahrne an solche Bücher, aus denen sie selbe zu erlernen haben, anweiset, von einem praktischen Theile der Mahlerkunst, von der Behandlung des Pinsels nämlich den Anfang zu machen, und also in die Fußstapfen des ersten Verfassers zu tretten, kein Bedenken tragen wollen.
Da nun aber diese Wissenschaft gründlich einzusehen, nicht allein für jene gehört, welche von der Mahlerey Profeßion zu machen gedenken; sondern auch für die, welche als Liebhaber und Kenner sie theils schüßen, theils sich daran ergötzen; und beygefügte Auszüge aus der nicht unbekannten IDEE DU PEINTRE PARFAIT, gleichwie mit den ersten einerley Materie abhandlen, einerley Erklärung und Unterricht in sich enthalten; also auch zu einerley Nutzen und einerley Gebrauch dienlich seyn können; so hat man nicht Unrecht zu thun erachtet, wenn man sie als solche, denen ersten beyfügte und sie den Kunstbeflißnen sowohl, als den Liebhabern zugleich vorlegte.
Hat man hierunter sein Absehn erreicht, und sollten diese Bemühungen das Glück haben, mit einigen Beyfalle beehret zu werden, so würde man sich dafür nicht allein genug belohnet achten; sondern auch noch wohl aufgemuntert werden, andre mehrere theils weitläufige, theils kostbare, diese nie zu hoch zuschätzende Kunst der Mahlerey betreffende, Bücher auf gleiche Art ins Kurze zu bringen und hierdurch zum allgemeinen Gebrauche bequemer zu machen.
Wie aber die Mahlerkunst eben sowohl als andere Wissenschaften und Künste ihre eigene Kunst- und Ausdruckwörter, die insgemein Termini technici genennet werden, angenommen hat; man hingegen gar oft wahrnimmt, daß solche; sowohl von Liebhabern als Malern selbst theils in Reden, theils und noch öfter in Schriften übel angebracht werden; so dürfte wohl nicht zu misbilligen seyn, einige Erklärungen davon, alphabetischer Ordnung nach, vorauszusetzen.
s. 88–115
Von dem Plafondmahlen.
Der Unterschied unter einer Plafondmahlerey, und einer die an Wänden aufgehänget wird, besteht vornehmlich in zweyen Sachen: als in der Verkürzung und in dem Farbengebrauche, oder derselben Anlage.
Zu jener giebt die optische Perspektiv die Gewißheit an, und zeiget, wie an den brauchenden Objekten nichts als ihre Basis ungeändert verbleibe, das übrige alles aber sich nach dem Gesichtspunkte, den der Künstler innerhalb oder außerhalb des Plafons zu sehen, die Freyheit hat, hinziehe. Diese hingegen die Farbenanlage, da sie an der einführenden Luft großen Antheil hat, will auf einer, von anderen Mahlwerken unterschiedenen, Art behandelt seyn.
Was man von Architektursachen in einem Plafond anzubringen gesonnen ist; soll aus einer nach Gründen eingerichteten Basi regelmäßig aufgezogen werden; um versichert zu seyn, daß es sich in der Verkürzung so zeigen müsse, wie man es vorstellet.
Die Figuren, nämlich die untersten, müssen dem Auge niemals größer vorkommen, als unsre Menschengröße. Bey Gottheiten aber hat man sich hieran nicht zu binden. Nur daß sie nicht robuster und stärker von Gestalt und Gliedmassen vorgestellet werden, als andere Menschen.
Das eigentliche, und dem Plafond zuträgliche Licht ist ein Sonnenschein; vorzüglich bey geistlichen Vorstellungen brauchbar, ja bey denselben unentbehrlich.
Obwohl die Wolken sich, der Sonne wegen, unsern Augen wie einen Körper darstellen; selbige auch dem Plafondmahler eine nicht geringe Beyhülfe leisten können; So hat er gleichwohl dahin zu sehen, daß er sie nicht gar zu dunkel, folglich gar zu schwer, ja wie man es öfters erfahren muß, wie große ausgestopfte Wollsäcke oder wie aufgeblassene Ballen vorstelle. Und gehöret gewiß eine wohl geübte Praktik dazu, hierunter das luftmässige Dünne, und zugleich das kräftige beyzubehalten.
Da es sich gar selten ereignet, daß der Himmel mit schweren Wolken umzogen ist, ohne einen dadurch verursachten Wind zu verspühren; so ist es gleichwohl einem Plafondmahler nicht anzurathen, daß er von dieser Wirkung der Natur einen Gebrauch mache; denn da ein solcher Wind auf alle, so wohl stehende und sitzende, als auch auf sich bewegende und fliegende Figuren kommen müste; wie wurde er nicht Gefahr laufen, theils solche dadurch zu verstalten, theils seinem ganzen Werke ein unangenehmes und fremdes Ansehn zu geben? hat er derohalben hierunter nichts anderes zu bedenken, als daß jede Figur ihre eigne Luft mit sich führe; daß diese aber angezeiget werden müsse, um daran zu erkennen, was eigentlich die Kleiderbewegung veranlasset habe, und wie schnell, oder wie langsam eine fliegende Figur sich entweder in die Höhe schwinge, oder hinunterlasse.
Die Stoffe der Kleider betreffend; so hält man jene für die besten und brauchbarsten, die das Absehen am kräftigsten ausdrücken helfen. Dieser Gattung sind wieder scheinende, odet shielseidene Stoffe für schwebende oder sich hinablassende – für schnell auf- und abfliegende, die von dünner und einfärbiger Seide, oder Leinwand – für ruhige, stehende, und liegende aber schwerere Zeuge von Seide, Leinwand oder Wolle,
Wobey doch anzumerken seyn will, daß die dünnen Stoffe, wenn sie gegen die Helle der Luft kommen, deswegen glüend und transpirant gehalten werden müssen, damit sowohl ein angenehmes Ansehen bewirket, als auch der Flug der fliegenden Figuren merklich befördert werde, wie dann auch dieses in Acht zu nehmen, daß man in dergleichen so allgemeinen, als besonderen Vorfällen sich nicht gar zusehr an die scharfen Regeln der Optik binden müsse, sondern nach Anleitung eines guten und schon geübten Augenmasses denen Proportionen der Figuren noch immer etwas zugeben könne; jedoch mit solcher Vorsicht: daß dadurch weder das Unvermögen des Künstlers, noch der Abgang der Gründlichkeit verrathen werde.
Das allgemeine Absehn ist also in einem Plafond, erstens dahin zu nehmen, daß der Baukunst und ihren Regeln kein Nachtheil wiederfahre. Dieß aber geschieht, wenn der Mahler die anzubringende Architektursachen mit derjenigen, die in dem Saale, oder dem Zimmer oder dergl. schon ist, nicht gründlich übereinkommen läßt; oder, wenn er etwas anbringt, so nach der Vorschrift der Baukunst zu den übrigen Theilen des Saals nicht gehöret, oder darauf gebauet zu seyn, man nicht vermuthen kann.
Zweytens: daß der Architektur des Saals durch die Mahleren aufgeholfen werde, welches alsdann geschieht, wenn in dem Plafond beydes, Erhöhung und Anordnung gründlich beobachtet worden, alsworunter auf folgendes vorzüglich zu merken seyn will, nehmlich auf die Gestalt und Laage des Platzes, oder des zumahlenden Saals – wie viel Helle er habe was sich darinnen am besten schicke; ob Moral, eine Geschichte, oder etwas aus der Dichtkunst. Wie solche Vorstellungen eins getheilt werden können; als in etwas, so von oben, oder dem Himmel abgeleitet wird; oder von jenem, so vom irrdischen damit verbunden ist oder von beyden zugleich.
Dieß lettere, nämlich das Himmlische, und Irrdisch: in etwas zu erklären, setze man: Es sey Salomon, wie er vor der Arche des Bunds Gott anrufet, in einem Plafond vorzustellen. Hier gebe man ihm die Stellung, daß er in der Mitte seines Hoffgefolgs demütig auf den Knien liege, vom Himmel kämen die göttlichen Gaben, als Weisheit, Reichthum, Ueberfluß, in hieroglyphischen Figuren herab, umfingen und unterstützen ihn. Neben ihm aber waren die menschlichen Tugenden, als Andacht, Gerechtigkeit, Güte und dergl. die in verschiedenen Bewegungen sein Gebeth bestärkten, und so ferner. Wäre dieß nicht Stof genug, auch den weitesten Saal auszufüllen, zugleich zur Erklärung dessen, was man zuvor heimlich oder von oben genennet hat, hinlänglich, oder ein Muster, alles in dergleichen Fällen vorkommende, darnach mit Leichtigkeit einzurichten?
Um aber diese Art Erfindung, welche durch Beyhülfe erwähnter hieroglyphischen Figuren oder Sinnbilder geschieht, einiger massen zu erleichtern; dörfte wohl nicht ungereimt seyn, etliche und zwar die bekanntest- und brauchbareste davon, wie deren Vorbildungen die Kunst schon angenommen hat, hie mit anzuzeigen. Es wird also der
Aberglaube in der Gestalt eines alten Weibes, so auf dem Haupte eine Nachteule, neben ihren Füssen aber einen Raben hat, abgebildet. In der rechten Hand hält sie eine Himmels oder Planetenkugel, und unter diesem Arme einen Haasen; in der linken aber eine Wachskerze, und siehet mit unbedeckten Angesichte bewunderndgen Himmel.
Die Abgötterey stellt man in der Gestalt einer alten Frauen, welche mit einem in Händen habenden Weyrauchvasse einen metallenen oder kupfernen Stier kniend anräuchert, vor.
Des Adels Vorstellung bestehet zwar in Schild, Helm und Spornen, wird aber auch angezeigt durch die Gestalt einer schön und zierlich im Gold gekleideten Frauensperson, welche in der Rechten eine Lampe, in der Linken aber die Bildniß der Minerva oder der Weisheitsgöttinn hält.
Das Alter wird abgebildet durch eine alte Frau, die schwarz und schlecht gekleidet seyn muß, und in der Hand eine St Jakobsblume, weil solche bald zu ergrauen pflegt, haben soll.
Das Allmosen in der Gestalt einer schönen langbekleideten und mit einem durchsichtigen Schleyer übers Gesicht bedeckten Frauenzimmers, auf ihrem Haupte hat sie eine brennende, mit einem Olivenkranze, an dem die Früchte noch ganz hängen, umwundene Laterne; Ihre Hände hält sie mit dem Kleide bedeckt, reichet zweyen zur Seite habenden Kindern einige Stücke Geld dar.
Der anbrechende Tag wird durch ein nackendes mit dunkeln Flügeln auf den Schultern versehenes, zum hochfliegen fertiges und braunbefleischtes Kind vorgestellet: hat auf dem Haupte einen großen hell leuchtenden Stern, in der Linken einen umgekehrten Wasserkrug, aus welchen kleine Tropfen herunter fallen; in der Rechten eine hinterwärts gekehrte Fackel. Vor oder neben demselben flieget eine Schwalbe.
Die anbrechende Nacht wird durch ein nach Westen oder Sonnenuntergang abfliegendes Kind vorgestellet, welches auf dem Haupte einen funklenden Stern hat, in der Rechten aber einen Pfeil, den es werfen zu wollen scheinet, und auf der Linken eine Fledermauß mit ausgespannten Flügeln.
Die Andacht wird vorgestellet durch eine kniende Weibsperson, welche die Augen gen Himmel erhebt, und in der rechten Hand eine brennende Fackel oder eine Wachskerzen hält.
Die Grace oder Annehmlichkeit in der Gestalt eines schönen, lachenden, zierlich gekleideten, mit Jaspis oder andern kostbaren Steinen gekrönten Mädgens. Es umfasset mit anständiger Artigkeit einen Busch allerley Roßen ohne Dörner, von welchen es einige wegzuwerfen scheint, hat auch eine kostbare Schnur Perlen um den Half.
Das Ansehn oder die Majestät wird vorgestellet unter der Gestalt einer ansehnlich auf einem königlichen Throne sitzenden, mit Gold und Edelgesteinen ausgeschmückten nicht alzubetagten Frauen. Sie hält mit der rechten Hand zwey Schlüssel in die Höh, und hat in der Linken einen Scepter; Neben ihr liegen auf einer Seite einige Bücher, und auf der andern verschiedene Waffen.
Der Argwohn wird gebildet in der Gestalt eines alten und mageren Weibes, welches gewaffnet auf dem Helme einen Hahn in der Rechten einen blosen Degen, und unter dem Arme einen Haaßen trägt.
Die Argliftigkeit wird gemahlt in der Gestalt einer Frauen mit einem sehr rothen Angesichte, mit Fuchspelz bekleidet, und mit einem Affen unter dem Arme.
Die Armuth, nemlich die allgemeine Bedürfniß stellet eine bleiche und rasendklagende Weibsperson in ganz schwarzer Kleidung vor.
Die Armuth eines Künstlers, oder eines sonst gelehrten Mannes wird in der Gestalt einer ungekleideten Frauen, die mit einer Hand an einem Steine, auf der Erde liegend, fest gehalten wird: die linke welche beflügelt seyn muß, hält sie offen in die Höhe.
Der Aufruhr wird gemahlt in der Gestalt eines bewafneten jungen Mannes, der eine Katze auf dem Helme hat, unter seinen Waffen mit blutigen Kleidern bis auf die Knie bekleidet ist. Er trägt an der Seite ein beflügeltes Rappier, wendet den Rücken zur Seite, und sieht mit trozigen Gebehrden über die Schulter, hält in den Händen einen unten und oben mit scharfen Spitzen beschlagnen Spies, hat neben sich auf der Erde eine Krone liegen und zertrit mit ungestühm ein Joch.
Der Bankrot wird vorgestellet in der Gestalt eines schwermüthigen und traurigen jungen Mannes in zerissenen Kleidern, hat einen grünen Huth auf dem Haupte, an Armen und Beinen einen eisernen King, immun de einen Korb, in der rechten Hand eine Geissel, an deren Ende Kugeln festgemacht sind, und neben seinen Füßen einen liegenden Haasen.
Die Barmherzigkeit wird vorgebildet in der Gestalt einer weisgekleideten Frauensperson mit großen Augen und einwenig erhabener Naase; Auf dem Haupte trägt sie einen Olivenkranz, steht mit ausgestreckten offenen Armen, und hat in der Rechten einen Lorberzweig mit daran hängenden Früchten; neben sich aber eine Krähe.
Die Beredsamkeit stellet eine schöne und holdseelige Nymphe mit entblößten Armen, auf dem Haupte einen gekrönten Helm tragend vor; Sie hat in der Rechten einen Merkuriusstab, und in der Linken einen Donnerkeil, ihr Gewand ist königlich und Purpur.
Die Baukunst wird in der Gestalt einer ziemlich betagten Frauen vorgestellet, hat an beyden Armen aufgestreifte Ermeln, ein wiederscheinendes oder zweyfärbiges Kleid an, trägt in der rechten Hand eine Taffel, oder ein offenes Papier, auf welchem der Grundriß oder der Entwurf eines großen Gebäudes nach geometrischer Art abgerissen ist; in der Linken hat sie einen Bleysenkel und Winkelhacken.
Die Begierlichkeit wird in der Gestalt einer nackenden Frauen mit verbundenen Augen, und beflügelten Schultern vorgestellet.
Die Bekehrung in der Gestalt einer schönen Frauen mittelmäßigen Alters in einem durchsichtigen weißen Kleide, hat den Leib mit einem grünen Schlejer, auf welchem, in te Domine speravi, zu lesen, umbunden: zu ihren Füssen liegen allerley kostbare Kleidungen, goldene Ketten, Perlen, Kopfzierathen und Haarflechten; Sie steht mit erhabenen Haupte; und mit gen Himmel gewendeten Augen, sieht einem halb vorkommenden Strahle entgegen, und weinet bitterlich: Neben ihr ist eine vielköpfige Hydra, die sie anzufallen und überwältigen zu wollen scheinet.
Die Bekümmerniß wird gemahlt unter der Gestalt einer Frauen, welche in Roth und Grün gekleidet langsam einhergehet; Sie hat in der Rechten einen Sporn, in der Linken eine flammende Fackel.
Die Belohnung in der Gestalt einer Frauen mit ausgestreckter Zunge, hat ein Kleid von Igelfeelen an, ist an Arm und Füßen blos, und streckt den Zeigefinger der rechten Hand voraus; in der Linken hält sie einen Busch von Pfauenfedern, lehnet sich auf einen Eselsrücken, welcher den Kopf in die Höhe streckt und gleichsam schreind die Zähne zeiget.
Die Vernunftlehre Logica genannt, wird abgebildet durch eine muntere junge Tochter, welche in weiß gekleidet, in der Rechten einen scharfen Raufdegen, und in der Linken vier Schlüssel hält; hat auf dem Haupte einen Helm, und auf dessen Kamme feinen Falken oder in der Gestalt einer weißgekleideten Jungfrau mit einem Blumenstrause in der Rechten, und einer Schlange, die sie ansieht, in der Linken. Ueber ihrem Haupte schwebet ein Zettel, auf welchem geschrieben steht: Verum et Falsum.
Die Buchdruckerkunst wird vorgestellet in der Gestalt einer betagten Frauen in weißer Kleidung, welche in vier Fächer abgetheilet und mit den Buchstaben A. B. C. bezeichnet ist. Sie hat in der Rechten eine Schallmey, um welcher eine Rolle von Pappier, mit dem Worte Vbique herumlaufet; in der Linken hält sie eine Blume, die man Semperviv zu nennen pflegt mit dem Worte Semper; an ihrer Seite steht eine mit allen Zugehör versehene Druckpresse.
Der Wetteyfer oder die Aemulation in der Gestalt einer schönen Jungfrauen mit entblößten Armen, und in Locken gelegten gelben Haaren, und schönen Kopfputze, die Kleider müssen mit Knöpfen versehen und grün seyn; Sie steht gleichsam lauffertig und hat Flügel an den Füßen. In der Hand hält sie einen Sporn, oder auch Bunte Dörner, dadurch anzuzeigen, daß sie gute und böse antreibe das zu erlangen, was sie an andern sehen, ihnen selbst aber abzugehen glauben.
Der Frühling wird vorgebildet durch drey Kinder mit gelben gekräußten und mit Perlen eingeflochtenen Haaren; Sie werden mit unterschiedlichen Blumen umkränzet, und tragen an ihren Stirnen die Himmelszeichen. Bedeutet also dasjenige Kind, so den Widder an der Stirn hat, den März – jenes, so den Stier, den April, und das dritte mit den Zwillingen, den May. Sie werden grün gekleidet, tragen goldene Halbstiefel an den Füssen und in den Händen allerley Blumen.
Den Sommer stellen drey mit Kornähren bekränzte Mädgens vor; sie sind in gelb gekleidet und haben auch goldne Halbstieffel an; zugleich die Zeichen an der Stirn, wie die vorige. Den Junius bedeutet also das Zeichen des Krebses, den Julius das, des Löwens den August das, der Jungfrauen.
Den Herbst bilden drey Weiber, deren Köpfe mit Edelgesteinen, Weinblättern, Trauben und andern Früchten umkränzet sind, vor: Ihre Kleidungen sind wiederscheinende seidene Zeuge aus dem Blauen ins Rothe. Sie haben auch goldene Stiefel an; Eine davon bedeutet den September, und hat die Waage an der Stirn, die andere den October und führt den Scorpion, die dritte den Schüßen und bedeutet den November.
Den Winter stellen drey alte Weiber vor, welche die Köpfe in Pelzmützen von braunen Fellen, auf denen Reif, Schnee und Frost zu erkennen ist, eingehüllet haben. Ihre Kleidung ist Dunkelbraun; aber voller Schnee, Eiszapfen und Reif, welcher bis auf die Schuh herunter fällt. Eine davon bedeutet den December, und hat das Zeichen des Steinbocks an der Stirn die andere den Januarius, und hat sich den Wassermann zugeeignet, die dritte den Februarius und führt Fische.
Der Betrug wird vorgestellet durch einen Mann, welcher gelb gekleidet ist, in der Rechten unterschiedliche Angel, in der Linken aber ein Rosenbüschel hält, aus welchen Rosen eine Schlange heraus fährt.
Soviel hievon zu einer Anleitung; wer mehr von dergleichen Sinnbildern zu wissen, begehren wollte; dem wäre anzurathen, sich bey dem Cäsar Ripa und anderen, so von diesen Sachen geschrieben, Raths zu erhohlen.
Sollte der Platz eines Plafonds so beschaffen seyn, daß man drey Abtheilungen zu machen gezwungen wurde; so bliebe die mittlere für die Geschichte; die übrigen zwey aber wurden mit sinnspielenden Bedeutungen ausgefüllt; oder auch mit halb erhobenen Figuren in weißer, oder einer anderen beliebigen Farbe ausgemahlt. Weil es nicht thunlich seyn will, daß man, wenn ein langes Plafond vorkommt, solches in drey Theile abtheile, und in einem jeden derselben Luft erscheinen lasse, denn, da nur ein Augenpunkt seyn kann, der in der äußersten Höhe der mittelsten Abtheilung seinen Platz hat; so wurden zwey und mehrere nichts als Unordnung veranlassen.
Die Manieren, ein Plafond zu mahlen, sind so verschieden, als die Begriffe derjenigen davon sind, die es zu mahlen unternehmen. Einige giebt es, welche ihre ganze Composition, nach verjungten Maaßstabe ausführlich zu Papier bringen, und nach diesem Aufsatze eine vollständige Schetz ausarbeiten: über diese Schetz halten sie in abgemessener Höhe einen Spiegel, und sehen, ob die Wirkung mit ihren Gedanken übereintreffe; tragen so dann das durch die Schetz vorgestellte, vermittelst eines Gitters, auf die Mauer, und machen es darnach fertig. Andere modelliren ihre Figuren aus Wachs, Thon, oder einer andern dergleichen Materie nach den Entwurf, so sie auf dem Papier gemacht haben, sehen solche modellirte Figuren auf erhöhete bequeme Gestelle, suchen eine mit dem genommenen Plafondshorisonte übereinstimmende Distanz unterhalb aus, machen an selbiger einen Spiegel fest, sehen sich vor solchen Spiegel nieder, und zeichnen die in den Spiegel fallende Figuren, die Verkürzung, Licht und Schatten nach, auf das fleissigste ab: übertragen das abgezeichnete ins Große, und führen es, nach Erforderung der Sache und Belieben aus. Andere, die sich schon mehr in der Praktik festgesetz zeichnen ihre Bilder nach den Regeln der Optick auf den Grund des Plafonds, und mahlen sie nach stückweis gemachten Schetze, oder auch frey, nach Gutbefinden aus. Andere bedienen sich anderer Hülfsmittel, die alle insgesammt gut sind, sobald sie ihren Entzweck nicht verfehlen, und die erforderliche Wirkung hervorbringen.
Anlangend die Koleuren, welche sich in dieser Art Mahlerey am besten hervorthun; so lehret die Erfahrung, daß es die ganz kräftigen und ganz schönen nicht sind, die den erforderlichen Wohlstand ausmachen; sondern daß es auf verschmolzene, angenehme und abweichende ankomme: Denn, wie das Helle der Luft, es sey solches aus dem Gelben, oder aus dem Rothen genommen worden allen Objekten von seiner Farbe mittheilen müß; so muß man auch in allen etwas davon, welches wohl zu merken, vorzüglich in den Schatten, gewahr werden.
Es wäre derohalben beym Mahlen sehr zuträglich, wenn man, wie es bey einer Landschaft üblich ist, von der hellesten Luft den Anfang zu machen, sich angewöhnte, und so dann weiter und weiter zu sich fortführe. Hiedurch wurde man den Vortheil erlangen, die Degradation der Farben desto leichter zu finden, und die Verschmelzungen derselben desto sicherer zuwegezubringen.
Und da die Koleur der Luft in den Anhellungen der Kleider am meisten zu spielen pflegt; so ist anzumerken, daß das Gelbe im Schatten grünlich – das Rothe, Pfersichblühfärbig – Purpur, Violet, und Violet Blau werde: alles jedoch nach den Graden der Abweichung, stärker, und schwächer. Wie nicht weniger, daß, weil alle Objekte um und um mit helle umgeben sind, also die flache Schatten nicht so finster, wie es bey einer Landschaft, oder bey einer anderen Vorstellung auf Erden erforderlich seyn will, sondern scheinbarer, gleichsam durchsichtiger, und in den außersten Vertiefungen nur, kräftiger angezeiget werden sollen. Wozu noch dieses gehöret, daß, weil runde Objekte keine Oberflache in ihren Schatten bemerken lassen, man also ihre Umrisse etwas heller nehmen müsse.
Die Ordinanzen eines Plafonds sind von andern Ordinanzen nur in diesem unterschieden, daß hier die Gruppen übereinander gestellet werden, wie sie in anderen Gemählden hinter einander zu stehen kommen; und daß man dahin zu sehen habe, damit keine senkrechte Figuren, es wäre dann, daß man sich ihrer der Architektur oder anderer besondern Absichten wegen, bedienen müste, sondern nur sitzende, kniende, liegende, schwebende, fliegende und dergleichen angebracht werden.
Um aber dem Frescomahler annoch_einige Anleitung zu den Vortheilen seiner Farben mit zutheilen; so dürfte hier wohl nicht unrecht beyzufügen seyn, was Köremons in seinem vortreflichen Buche, Natur und Kunst in der Mahleren genant, folgendermassen aufgezeichnet hat.
Jeder Mahler, schreibt er, wird gehöret haben, daß es zweyerley Farben giebt: die natürlichen, mineralischen oder Erdfarben, und jene, so durch Kunst zubereitet werden Man pflegt alle entweder mit reinen Wasser oder mit Leinwasser, oder mit Oel anzumachen. Mahlt man mit Wasser auf frisch angelegten Kalch, so heißt es fresco mahlen. Mit Leim aber mahlt man auf trockne Grunde. Mit den Oelfarben sind alle Mahler bekännt.
Bey diesem Unterschiede hat die Erfahrung alle Künstler gelehret, daß auf nassen Kalch zu mahlen, die durch Kunst zu bereitete Farben gefährlich und nicht rathsam sind.
Der sicherste Weg ist derjenige, der zwischen glühenden und verblendenden fortgeht, die Farben aber weder zu stark noch zu schwach zeigt, sondern alles ungekünstelt und wahrscheinlich in einer angenehmen und zärtlichen Vermischung so vorstellt, daß alles zusammen eine reine und wohl vereinigte Schönheit ausmache. Es wäre dahero rathsam, daß der Mahler jede Sattung seiner Farben rein, fauber, nett, fein und auserwählt zu halten trachtete, damit er sie zu allerzeit frisch und wohl unterschieden finde; denn aller Unrath Staub und dergleichen Vermischung verursacht eine Verwirrung und Ungewisheit.
Das Frescomahlen verlanget keine andere Farben, als welche, wie die Mauren selbst, Erden sind. Und sind diese erstlich die weiße Farben. Diese zu erlangen nimmt man den allerfeinsten und weißesten Kalch, welcher alsdann noch gereinigt wird, und welches auf allerhand Art geschieht. In Italien liessen einige Mahler solchen sieden, und schöpften den Schaum davon. Dadurch benahmen sie ihm die Schärfe, die Saure und Stärke, welche er doch auf der Mauer wiederum erlangt, wo er sich im auftrocknen wiederum in kalt verwandelt. Man verfährt aber damit auf folgende Weise; den in Wasser gesottenen Kalch läßt man in der Luft abkühlen, nimmt das Wasser davon weg, legt ihn auf gebrannte Ziegel an die Sonne, damit er trocken werde. Je leichter er alsdann wird, desto reiner ist er auch. Andere bringen diesen auf solche Art gereinigten Kalch unter die Erde, wo sie ihn, ehe sie davon etwas zum Gebrauch nehmen, viele Jahre begraben halten. Andere bringen ihn auf das Dach unter freyen Himmel, wo sie ihn auch einige Jahre hindurch aufbehalten. Noch andere mischen zur Hälfte fein gestossenen Marmor darunter. Wiederum einige lassen ihn im Geschirr unter freyen Himmel, nachdem sie siedendes Wasser darauf gegossen, und ihn mit einem Holze wohl durch einander gerühret haben. Den folgenden Tag setzen sie alles in die Sonne, wodurch er so gereinigt wird, daß sie ihn Tags darauf schon mit andern Farben vermischen können, allein sie brauchen solche Vermischung nicht zum Fleisch oder Nackten, weil die Umrisse dadurch schwerlich gelingen würden. Gewisse Künstler bilden sich ein, durch Eyerschalen etwas gutes auszurichten, welches aber auf den Versuch ankommt.
Sind die Farben jede absonderlich mit Wasser wohl gerieben und in Ordnung gebracht, mithin auch in ihren Töpfen, Geschirren oder Tiegeln von allen Unrath verwehrt, so nimmt man andere größere Geschirre, und fängt die Vermischung an; Man legt nämlich in drey oder vier Tiegeln die weiße und in eben soviel andere dergleichen die schwarze Farbe, jedoch nicht in so großer Menge. Hernach nimmt man eine von andern Erdfarben, zum Exempel: von der gelben, oder hellrothen – von Azurblauen – grünen oder andern, welche man einzeln mit der weißen mischet, die man in Geschirren ausgetheilet hat, solchergestalt, daß man also wenigstens dreyerley Vermischungen, eine heller als die andere, fertig haben wird. Wenn man von der Erdfarbe mehr, als von dem Weißen in ein Geschirr bringet, so entsteht die Schattirung stuffenweis von sich selbst. Eben so verfährt man mit den Geschirren, worinnen die schwarze oder eine dunkle Farbe nach Belieben ist. Auf diese Art bringt man aus jeder Erdfarbe, drey, vier, sechs oder so viel Mischungen heraus, als man nach Erforderung der Sache haben will. Die Fleischfarbe wird zwar aus rother und weißer Farbe gemacht; doch muß jenachdem es das Fleisch verlanget, bald grüne, bald gelbe, bald rothe Erde, entweder gebrannt, oder ungebrannt Dazu gethan werden. Die gelbe Erde wird auf folgende Art gebrannt; Man thut sie in einen Tiegel, setzt sie mit demselben zwischen glüende Kohlen, und nimmt sie von der Glut weg, ehe hie gar zu dunkel oder schwarz worden. Hierdurch bekommt sie die Eigenschaft und Wirkung, die man sonst am feinen Lacke im trocken oder Oelmahlen wahrnimmt, und welche mit hellen Farben gemischt zu Schatten sehr brauchbar ist.
Andre Künstler vermischen mit diesen dunklen Farben eine natürliche grüne Erdfarbe; andere brennen, oder sieden diese grüne Erdfarbe so, wie es von der Gelben erwähnt werden; andere mischen auch geläuterte Erde darunter, welche die Italianer Terra di Campana nennen, wenn sie die feine Flischfarben junger Mädgen ausdrücken wollen. Sie mischen auch von dieser Terra in die hellen Fleischfarben, womit sie sich gut vereinigen läßt. Andere bedienen sich dieser natürlichen weißen Farbe sehr stark, um dem Fleische das höchste Licht zu geben.
Wenn nun alle Farben gemischt, und auf ein Bret in Ordnung gestellet sind; so nimmt man zubereitete Pinsel, wovon die schon gebrauchten besser sind, als die ganz neuen; diese theils man den Farben zu, und fängt alsdann an, den feinsten Anwurf von Kalk auf die Mauer auftragen zu lassen, als welcher den Farben zur Grundlage dienet und wovon beym trocken werden sehr vieles abhängt. Dahierüber einige Erinnerung nicht undienlich seyn dürfte, so besteht selbige in folgenden, nemlich daß jeder Kalck, wenn er auf der Mauer zum Grund einer Mahlerey angelegt wird, von solchen Eigenschaften ist, wodurch er dem Künstler einen glücklichen Ausschlag seiner Arbeit hoffen läßt. Durch sein starkes und kühles Weesen nimmt er den ganzen Tag hindurch alle Farben schön und glüend an. Allein beym Trockenen verändern sich oft die Farben dergestalt, daß der Künstler darüber erschrickt. Daher pflegen erfahrne Männer, ehe solche Veränderung geschieht, ihre Arbeit mit lauter harten Farben anzufangen, die dünnen wohl zu vereinigen, zugleich aber sehr fleisig, munter und hurtig die Mauer zu bedecken; weil, wenn sie langsam wären, der Kalk eine Haut annehmen, und durch die Luft sowohl, als seine Eigenschaft die ganze Arbeit beschmitzen, oder gar, so zu sagen schimmlicht machen würde. Daher ein geübter Verstand dazu erforderlich ist, Kraft welchen man die Veränderungen der Farben nicht allein vor denselbigen Tag, sondern auch so lange, bis der Kalk vollkommen trocken worden, voraussehen muß.
Man läßt nicht mehr Kalck auf der Mauer anlegen, als man den Tag über zu bearbeiten gedenket; Hierauf drucket oder tupfet man entweder die Linien seines Kartons darauf ab, oder man macht die Zeichnung mit röthlichen Wasser; alsdann fängt man gleich an, die zubereiteten Farben, zuvorderst aber die Lichter die Mittelfarben und die Schatten an ihren gehörigen Ort nach Anweisung des Kartons aufzutragen, so aber mit einer Fertigkeit geschehen muß, vereinigt alles miteinander, so lang der Kalk noch frisch ist, und mahlet wiederum darüber bis zur Ausführung.
Einige Frescomahler glauben, sie könten diesen Umstand vermeiden, wenn sie auf die Mauer ein oder zwey Amourfe von der weissen Farben machen liessen. Sie scheinen so gar überzeugt zu seyn, daß die Farben weit frischer hervorkommen, wenn der Kalch trocken ist. Allein, dieses hat nur da statt, wo man Grotesche oder andere kleine Mahlereyen von geringer Art anbringen will. In großen Werken aber ist dieses eine schädliche Manier denn, obschon das Weiße der Farben glänzend macht; so ist es doch den dunklen Farben nachtheilig, weil es ihnen die Vereinigung und Stärke benimmt.
Wie der Schatten nichts anders ist, als der Mangel des Lichts, keinesweges aber die Wirkung einer schwarzen Farbe, so hat dieses in dem Nackenden einer besonderen Aufmerksamkeit nöthig. Es hat Mahler gegeben, welche eine so starke Praktik hatten, daß sie nur mit dreyerley Vermischungen ihr Nackendes mit allen seinen Mittelfarben und Veränderungen, wie man sie in der Natur wahrnimmt, vollkommen ausführen könnten. Ihre drey vermischten Farben bestunden nur in einer hellen und zwey dunkeln Tinten. Diese Künstler fingen an, die Schatten anzulegen, wozu sie dunkle Farben brauchten, die etwas schwarz waren, und sie aller Orten wo die Starken und Halbschatten hingehörten, anlegten, und gleich mit der hellen Farbe dar übergingen, mit welcher sie alles bedeckten, und auch die rauhen Schatten damit überzogen, die sie vorher äußerst dunkel angeleget hatten; dergestalt, daß man unter solcher Anlage die süssesten Tinten hervorscheinen sah; daher kamen sie noch einmal mit gedachter dunkler Farbe darüber, und brachten verschiedene Schatten angenehm halb- und zart dunkle Farben heraus. Endlich nahmen sie die letzte dunkle Farbe, und vollendeten den äußersten Schatten. Diese Künstler machen, daß überhaupt ihre Schattirungen auf der Mauer eben so erscheinen, wie andere dieselbe in ihren Geschirren zubereiten.
Wenn nun die Arbeit zu Ende geht, und der Kalch anfängt in der Mahlerey einige Veränderung zu verursachen, und die Farben nicht mehr so stark einzusaugen, wie zuvor; alsdann kommt man vorsichtig mit weichen und dunkeln Schattenfarben an die gehörige Oerter, um den letzten Nachdruck zu geben, und die Arbeit zu vollenden.
Im Nackenden äußern sich schön mehr Beschwerlichkeiten, da man die Mußkeln mit den weichen und füssesten Schatten so geschickt mahlen muß, daß sie körnicht erscheinen. Am Ende der Arbeit seht man aller Orten die gehörigen Lichter auf, wie oben gemeldet worden, und dieses ist es, worinnen die ungeübten Meister ihre Schwäche verrathen; denn alles, was mit Furcht angelegt, und nicht kühn ausgeführet worden, das wird den folgenden Tag entdecket; und wenn sowohl der Kalch als die Arbeit völlig trocken sind, so erscheint jeder geringste Fehler – jede Unreinigkeit – jede nicht gut aufgetragne und übel vereinigte Farbe. Daher es rathsam ist, daß man sehr aufmerksam arbeite.
Hat man den Tag vollbracht, und den Anwurf des nassen Kalches ausgemahlet, so schneidet man am Rande herum alles fleißig weg, damit man den folgenden Tag einen andern Anwarf von Kalch so genau daran bringen könne, daß von dem Abschnitte, oder von dem Spalte des Zusammensetzens nichts erscheine, welches alle Tage Stück vor Stück neugemacht wird.
Dieses für eine Grundlage zum Frescomahlen. Die alten Künstler haben sich keiner andern, als der Erdfarben bedienet. Die Neuern besitzen zwar, einer mehr, ein andrer weniger Wissenschaft, Kunstfarben theils durch die Chemie, theils durch andere Wege zu finden: nemlich, wie man mit Zinnober und feinen Lack- mit grünen und andern, nicht Erd, sondern Kunstfarben umgehen könne, um sie den Erd- und Mineralfarben gleich zu machen; wie das Vitriolöt den Farben das unreine und rauhe Wesen feurig benehme – wie man Eyerschalen zum weißen Grunde anwende – wie man durch die Anlegung verschiedener weißer Grundlegungen der Mähleren einen Vorzug und Beyfall zuwegebringe – wie man den römischen Vitriol im Schmelztiegel brenne, und ein schönes Purpurroth daraus verfertige – wie man weißen Kandelsucker in Wasser zergehen lasse, dieses Wasser unter die Farben mische, und hiemit den Figuren die letzte Stärke, auch auf das Trockne, mittheile und dergleichen. Welches alles aber die Kunst nicht ganz ausmacht; sondern nur der Arbeit einige Beyhülfe und der Versäumniß einigen Ersatz zuwege bringet.
Endlich von derjenigen Art Mahlerey, so man Grau in Grau nennet, noch etwas zu erwähnen, so reibt man Kohlschwärze und reine weiße Farbe, eine jede ins besondere. Aus diesen macht man wenigstens drey Mittelfarben, davon eine heller als die andere seyn muß. Will man hernach sehen, wie sie gelingen, so macht man einen Versuch damit, und streicht sie auf einen gebrandten Ziegel; Andere mischen feine Erden von Geschirren darunter, welche noch Andre zuweilen zu ihren Grunde brauchen! jedoch lauft alles auf einerley Wirkung hinaus.
Die Metallartigen Mahlereyen erfordern beynahe auch eben gedachte Ordnung, in Absicht auf die Farbenmischung und deren Zubereitung; und dient hiezu das Erbengelb zum Dunklen, das durch die Schattiererde vermischt wird, oder, wie es andern beliebt, durch Schwarz und Beigelblau und dergl.
s. 116–123
Von der Mahlerey in und
außerhalb denen Gebäuden.
Daß es einem Mahler sehr zuträglich, ja für ihm nothwendig sey, die Baukunst, wenigstens ihren Gründen nach, zu kennen; hieran wird wohl niemand einen Zweifel tragen.
Nachdem diese also dasjenige an die Hand giebt, womit der Mahler seine Begriffe so wohl bereichern, als die Fähigkeiten, ein Werk gut auszuführen, tüchtiger machen kann; so ist das erste, worauf er sein Augenmerk zu richten hat, ihrer Anleitung Zufolge, eine gute Einrichtung über das Ganze anzuordnen.
Indem ein gleichlaufendes Wesen, oder viele egale Linien dem Auge steif vorkommen; so müssen solche mit Bescheidenheit, und Vernunft unterbrochen werden. Dieß geschieht aber, wenn man die gleichen Linien verdrähet, und andere entgegen laufende hinzusetzet; jedoch unter der Bedinguna, daß niemals der Vollkommenheit der Baukunst, oder ihren Regeln einiger Nachtheil dadurch wieder fahre.
Hat man Säle zu bemahlen, in welchen schon Säulen von gewisser Ordnung aufgeführt sind; so hat man wohl Acht zu geben, damit man sich keiner Sachen bediene, die solcher Ordnung zuwieder seyn dörften. Und ist dieses auch alsdann zu beobachten, wenn man selbst etwas, so hieher gehöret, nach eigener Erfindung auszuführen trachtet.
Bey Nischen – Thüren und Fenstern muß das zugebrauchende Licht daher genommen werden, wo es in den Saal einfällt; Und soll außer demjenigen, als welches in den Plafond angebracht ist, deswegen keines eingeführet werden, damit die Vorzustellende Sachen in ihrer Natürlichkeit und eigentlicher Darstellung nicht gehindert werden mögen.
Gleichwie es kein geringer Fehler ist, alles mit Zierrathen zu überhäufen; also ist es nicht weniger ein Fehler, wenn man große Säle oder Zimmer mit gar zu vielen Kleinigkeiten gleichsam verwildert; oder kleine Zimmer mit großen Zierathen verenget. Sondern es muß alles, wie es die Baukunst an die Hand giebt, vernünftig angeordnet, und die nöthige Ausschmückung nur da, wo es die Regeln derselben erlauben, angebracht werden.
Wo sich Grau in Grau – Roth in Roth, oder Säulenwerk mit Blumen, Festonen oder dergleichen Verzierungen anbringen lasse, muß der Mahler gründlich und wohl einsehen. Vor allen aber den zuwählenden Augenpunkt nicht über die Höhe eines Menschenauges, hinaufsehen; Es wäre dann, daß ein Zimmer mit vielerley Landschaften zu bemahlen vorfiele, als in welchem Falle es ihm erlaubt ist, und frey steht, seinen Augenpunkt deswegen, daß jede dergleichen Landschaften für ein absonderliches Ganzes anzusehen ist, dahin zu setzen, wo er es für gut ansieht.
Kommen Gartenprospekte, oder etwas dergleichen in ofner Luft zu mahlen vor; so ist vor züglich dahin zu sehen, damit alles wohl geschlossen, und so zu reden, ganz sey, daß nach Maaß der Entfernung, welche die zumahlende Sache von dem Gesichtsstande hat, die Stärke, nach Maaß der Nähe aber, das Verschmelzen und abweichende gegeben werde.
Sehr schön kömmt es bey dergleichen Fällen heraus, wenn man schöne Baumalleen vorbildet, und an derselben Ausgängen, Statuen, Nitschen mit Figuren, Gruppen von zwey, drey und mehrern Bildern ausweissen oder andern hellen Marmor anbringet, oder auch andre Architektursachen gut perspektivisch aufführet.
Muß eine Fasciade gemahlt werden, so dient zum Unterrichte, daß die Figuren auf dem Frontispic oder auf dem Dache, der Baukunst aufzuhelfen, wenig bekleidet, sittsam gestellet oder liegend vorgestellet werden sollen – daß die in Nischen stehende aber ganz bekleidet, und die noch niedrigere, auf dem untern Geländer oder sonst, nach Erforderung der Stellung mit oder ohne Kleidung seyn können.
Ist etwas auf Marmorart zu machen, so ist zu erwegen, daß der Baukunft zufolge
Schwarz … für die Toscanische
Grün … für die Dorische
Gelb … für die Jonische
Roth … für die Römische
Weiß … für die Korinthische Ordnung angenommen werden.
Wird man gezwungen zwischen zwey gleiche Steine einige andere zu sehen; So schicken sich am besten zwischen zwey schwarze… Jaspis oder Kupfer, Metall oder Bronz – zwischen zwey Serpentin oder auch Grauestein… eben dieselbe – zwischen zwey rothe Steine… Weiß – zwischen zwey braunrothe, oder Dunkelgrüne… Italianischer heller Marmor, oder gelbliche Hartsteine – zwischen zwey geflammte Langädrige Steine. gesprenkelte, oder auch das Gegentheil – zwischen zwey Jaspissteine… gelber oder auch fleischfärbiger Marmor.
Sollen in Zimmern, die auf erstgemeldete Weise gemarmort worden, Gemählde aufgehänget werden; so gehören zu hellen Mahlereyen, dunkle, zu Dunklen aber helle Marmor, nemlich Jaspis, Marmor von Pisa und alles, was in das Gelbliche fällt.
Die Vertheilung an einem Portale aber könnte ungefehr folgende seyn: das Basement sammt dem obersten Gesimmse des Piedestals aus schwarzen Marmor. Das Viereck oder der Würfel desselben dunkelroth, mit vielen kleinen Fläcken besäet, oder auch mit Langen, doch wenigen Streiffen durchzogen. Das Säulen Fußgesimmse, weiß. Die Säule selbst, lichtroth, oder Marmor von Pisa mit weißen rothen Fleckadern, und überall stark geflammet. Das Säulen Kapital, weiß. Die Architrav, schwarz; wie das Unterste des Piedestals. Das Fries, Roth wie der Würfel des Piedestals. Das Hauptgesimmse, wie der Architrav. Doch ist man an diese benannte Farben keineswegs gebunden; wohl aber an die Beobachtung solcher Abwechslungsordnung. Müsten in dem Fries Zierathen angebracht werden, so würden selbige aus dem weißen oder hellen zu nehmen seyn.
Käme aber auf obiges Portal annoch etwas aufzusehen, so kann solches aus ganz anderst gefärbten Marmor bestehen; doch also, daß, wenn Felder mit Basrelieves angebracht und Vassen drauf gesetzet werden müsften, man solches aus weißen Marmor zu machen habe, welches aber auch verdoppelt, und nach Gutbefinden verändert werden kann. Gleichwie dann auch die Säulenkapitale, die Fußgesimmse derselben und Zierathen in Fries aus Gold, Metall, Bronz, oder etwas andern gemacht werden können.
Seht man weiße Vassen in gefärbte Nischen, so sollen die Platten der Vassen weiß bleiben. Kommen sie aber auf Piedestallen zu stehen, so bekomnen sie die Farbe des Würfels.
Bey dem Flammiren oder dem Beadern eines Marmors ist sehr unnatürlich, wenn man die Adern durch viele Steine durchführen wollte; als zum Exempel, aus dem Würfel des Piedestals durch das ganze Gesimmse desselben; oder aus dem Fries durch den ganzen Architrav und dergl. Sondern, es müssen die Adern nicht weiter gehn, als wie weit man vermuthen kann, daß der Stein, auf den sie angebracht werden, gehen könne. Gleich wie dann auch, wenn zwey Säulen neben einander zustehen kommen, eine einander entgegen laufende Adernführung zu beobachten seyn will.
Ist es erforderlich in Sälen, Zimmern und dergleichen, bey oder zwischen Architecktur und Säulen, Blumen, Kränze oder Festons und dergleichen Laubwerk anzubringen, so hat man gute Acht zu geben, wo solche am besten hingehören wollen.
Bey Nischen also nehmen sich auf beyden Seiten gar schön große und ansehnliche Blumenfestons, die mit ihren dazu gehörigen Laube um und um eingefasset sind, aus; zwischen Säulen, oder über Basrelieves aber muß wenig Grün, und dieß noch mit Bescheidenheit angebracht werden; wo hingegen in den Zimmern Landschaften befindlich sind, da ist das Grüne noch weniger brauchbar.
Auf weißen Marmor schicken sich allerley gefärbte Blumen – auf rothen Marmor aber die meisten aus Weiß und Gelb; solche nemlich, die bald mit dunkeln, bald mit helle grünen, doch zerstreuten Blättern und kleinen Zügen sich luftig ausbreiten. Was von denselben in ein Plafond gebracht wird, muß in dünnen Zweigen mit hin und wieder vertheilten Laube und dergleichen Blumen, welche hier in kleine Büschel, dort in Festons gebunden; auf dieser Seite mit fliegenden Bändern angeheftet, auf jener mit vorspringenden und einen lieblichen Schlagschatten von sich werfenden Blättern hin und wieder frey und luftig spielen, bestehen. Alles aber kühn und mit guter Manier, Ordnungsmäßig und mit Beobachtung, auf welchen Grund der Schatten falle. Und zwar so, daß es auch in diesem Falle des Wohlstands so wohl, als der Abwechslung wegen erlaubt seyn will, so gar Früchte mit einzuflechten; ohngeachtet die Natur solche in einer mit den Blumen gleichen Zeit nicht hervorbringt.
s. 124–128
Von der Perspektiv
oder
der Abweichung der Objekten.
Hierdurch versteht man hier nichts, als erstlich jenen Abstand von einem Gemählde, welchen derjenige nehmen soll, der es betrachten will, Und zweytens die Entfernung der vorgebildeten Objekten unter ihnen selbst. Und verweiset der Liebhaber der optischen Perspektiv, oder die Durchsichtskunde, die zu Plafonds, Architekturstücken, auch Theater gehöret, an davon handlende Bücher, als die, des Albrecht Durers, Pozzo, Desargues und andrer mehr.
Ein grosses Stück will also, um recht beurtheilet werden zu können, einen entferntern Abstand haben, als ein kleines.
Der rechte Abstand wird meistentheils soweit genommen, bis man das ganze Stück mit beyden Augenstrahlen auf einmal fassen kann, weswegen der Mahler auch nach der Maaß dieses Abstandes seine Gemählde kräftig und kühn, oder glatt und vertrieben auszumahlen hat.
Bey der Entfernung des Standplatzes der Figuren unter sich selbst aber entsteht die Frage: ob unter denselben eine, wie die andre fleißig bis auf alle Kleinigkeiten ausgeführet werden müsse, oder nicht?
Man sieht in den meisten so großen, als kleinen Stücken berühmter Meister, daß, wenn die erste Figur gänzlich bis auf das äußerste ausgeführet worden, das übrige als dann auf dem zweyten oder dritten Grunde nur obenhin, gleichsam nur angedeutet sey. Und dieß zwar in den meisten Stücken so allgemein, daß man auf die Meynung verfallen sollte, es wäre diese Manier der Ausarbeitung schon zu einer Grundregel angenommen, und als eine solche in der Mahlerkunst festgesetzet worden.
Allein, kann dieses mit der Natur übereinstimmen? ist nicht eine Figur, die ein, zwey oder drey Schritte von der ersten entfernet steht, meinem Auge, auch allen Kleinigkeiten nach, eben so kenntbar, als die erste? Sollte ein Künstler aber nicht alles dasjenige, so die Natur ihm sichtbares vorstellet, mit wahrer Gleichheit nachmachen können?
Allerdings kann ers, und scheint ein Liebhaber der Mahlerey so gar berechtigt zu seyn, solches deswegen von ihm zu fordern, weil ein Gemählde um so vollkommener wird, je näher es der Natur beykommt; diese Gleichheit aber ihr nicht entgegen steht. Nun ist aber auch der Künstler vermögend es ohne große Schwierigkeit zuwegezubringen, und wird nichts anders dazu erfordert, als daß er auf die, zwischen abweichende Gründe wirkende Luft, und auf die hieraus, in Absicht auf die dieserwegen zuverschmelzende Umrisse der Objekten, und ihr geschwächtes hell und dunkel enstehende Farbenverminderung sein Augenmerk richte; als wodurch er ohne Mühe erkennen wird, daß jede Figur, ungeachtet sie von einer ans dern entfernet zieht, sich dem Auge doch mit allen an sich habenden Kleinigkeiten eben so wie die Nähere darzeige, und es folglich nuë von einem verininderten Ausdrucke der Um risse, und von den geschwächten Koleuren abs hange, um den nähern keinen Eintrag zu thun,
Wenn derohalben ein Künstler nach beobachteten diesen zweyen Naturwirkungen, sein Stück durchgehens fleißig, und mit allen Kleinigkeiten ausführen wurde; So findet man nicht, ob auch daran zu zweiflen wäre; daß ein auf diese Art ausgearbeitetes Stück, es sen solches klein oder groß, mit andern, nach angemerkter Gewohnheit, verfertigten gleiche Stärke, Harmonie und Kraft haben werde. Vielleicht dürfte es mehr Wahrheit zeigen, und größern Beyfall finden.
Dieses einigermassen zu fassen, nehme man einen Vergrösserungsspiegel, und einen der gleichen, welcher verkleinert. In beyden werden sich die nämliche Objekte in allen, nur in der Proportion nicht, gleich sehen lassen. Jedoch mit diesen Unterschiede, daß in dem kleinen Spiegel sich alles verschmolzner, dem Lichte und Schatten nach, geschwächter, im übrigen aber in ganzer Gleichheit darzeigen werde. Zumüberzeugenden Beweise, daß es die Mahlerey, wenn sie sich eine getreue Nachfolgerinn der Natur zu seyn, rühmen will, auch so machen müsse, und daß es von ihr mit Recht begehret werden könne.
Und dienet angeführtes Exempel jenen die große Bilder ins kleine zu bringen unter nehmen, zu einer sehr nöthigen Erinnerung, daß sie nämlich jenes Helle – Starke und Dunkle, so sie in den großen Stücken vor Augen haben, niemals in gleicher Stärke, gleicher Kraft und Helle ins kleine übertragen müssen; Sondern nur das, was sie an guter Zeichnung – an schönen Koloriten – richtigen Proportionen – eigentlichen Charakteren – lieblichen Abweichungen und andern mehreren dergleichen Schönheiten daran wahrnehmen, mit möglichster Genauigkeit nachzuahmen sich bestreben sollen.
Und da sogar auf die Farbe des Grundes, auf welchen gemahlet wird ein Bedacht zu nehmen seyn will; so ist es dieses, daß zu hell ausfallenden Stücken ein lichter Grund – zu jenem, so glüend, werden soll, eine aus Umbra und Weiß – zur Nacht – Brand und dergleichen Stücken aber einer aus brauner köllnischer Erde, mit etwas Ocker und Weiß vermischt, genommen werden müsse.